"Das Singen gehört zu den ältesten Zeugnissen künstlerischer Betätigung. Es kann uns begleiten von morgens bis abends, in Schmerz und Not, in Frohsinn und Besinnlichkeit, es führt uns durch die Jahreszeiten, es erfreut uns bei Spiel und Tanz und in geselliger kleiner sowie in großer Runde."
Nach dem alten Kassenbuch waren es 31 Sangesfreunde, die am 15. März 1885 den Gesangverein "Sängerkranz Laucha" gründeten. Als der Chor im Jahre 2005 sein 120. Jubiläum feierte, waren 3 Generationen und 250 Sangesbrüder Teil des Chores.
Die Gründer des Gesangvereines legten in den Statuten des Vereins mit 22 Paragraphen den Zweck der Vereinigung, Rechte und Pflichten der Mitglieder sowie den Geschäftsablauf fest. Sie sollten auch unterstreichen, mit welcher Ernsthaftigkeit und welchem Anspruch die Sangesbrüder bei der Gründung vorgingen.
§14 ...Die acktiven Mitglieder müssen Singstunden regelmäßig besuchen, wer unentschuldigt fehlt, hat 10 Pf. Strafe zu bezahlen, wer 3 mal ohne Entschuldigung fehlt, wird unter die passiven Mitglieder geschrieben...
Die Jahre bis zum 1. Weltkrieg verliefen wie vorgesehen mit Konzerten und gesellschaftlichen Vergnügungen, es war ein reges Treiben. Fahrten mit den Fuhrwerken wurden unternommen, Theatervorstellungen wurden gegeben und das nicht nur in Laucha, sondern auch in anderen Gemeinden. Der finanzielle Umlauf betrug immerhin jährlich fast 250 Goldmark, eine stattliche Summe zu dieser Zeit.
Der 1. Weltkrieg stoppte jäh die positive Vereinsentwicklung und es mussten Rückschläge und Verluste hingenommen werden. In den Jahren des Krieges gibt es keine Aufzeichnungen oder Hinweise auf die Vereinstätigkeit. Gepeinigt von den Auswirkungen des Krieges und der wirtschaftlichen Not, fanden sich dann doch übrig gebliebene "alte Mitglieder", zusammen mit neuen Sangesfreunden, um das fortzuführen, was rund 35 Jahre vorher begonnen hatte.
Am 18. März 1925 wurde nach einem Antrag von Sangesbruder P. Mühlbach beschlossen, über jede Versammlung Protokoll zu führen und ein Protokollbuch anzuschaffen. Bis zum heutigen Tage sind die Protokollbücher ohne Unterbrechung geführt worden.
Die Weltwirtschaftskrise hatte um 1932 alles fest im Griff und ging auch an Laucha und dem Sängerkranz nicht spurlos vorbei. Doch es gab immer einen Weg. Im Protokoll Nr. 23 bezüglich der Jahrestagsfeier heißt es: "Die Mitglieder erhalten aus der Vereinskasse je 3 Glas Bier und 1 Bratwurst, um auch arbeitslosen Mitgliedern die Teilnahme zu ermöglichen."
Das 50. Jubiläum wurde 1935 gebührend gefeiert. "Der 14. Juli 1935 stand im Zeichen des Liedes, um auch die Öffentlichkeit an unserer Jubelfeier teilnehmen zu lassen. Schon am frühen Morgen schallte Männergesang durch das Dorf."
1940 wurde keine Generalversammlung abgehalten. Ein Jahr später nahm der Verein im März am Heldengedenktag teil. Sangesbruder Paul Reinhardt fiel im Alter von 24 Jahren an der Front und der Verein sang zur Trauerfeier im September einige Lieder.
Heinz Güth wurde 1947 vom Zögling zum ordentlichen Mitglied. Er ist immernoch dabei und seine Sangeslust ist ungebrochen. Viele Titel hat er zum Chorrepertoire beigesteuert. Paul Mühlbach, der 1925 die Führung des Protokollbuches angeregt hatte, musste leider nach 40 Jahren Vereinsangehörigkeit zur letzten Ruhestätte getragen werden.
Der Chor beteiligte sich mit Gesang an einer Veranstaltung der Nationalen Front im Februar 1950 und brachte dann im August Sangesbruder Joh. Henning zur Goldenen Hochzeit ein Ständchen. Da Sangesbruder Fritz Trostdorf am 1. Oktober 1950 seine Gaststätte schloss, hält der Verein weiterhn seine Singstunde im "Gasthaus zum Lauchatal" ab.
1961 beklagt sich Chorleiter Heß über die schlecht besuchten Singstunden und erwägt, ob es sich überhaupt noch lohnt, die Chorarbeit fortzusetzen.
Das 80. Jubiläum fand am 13. Juni 1965 statt. Ein Handicap war aufgetreten, da Chorleiter Heß wegen einer unaufschiebbaren Kur nicht da sein konnte. Freundlicherweise hat Herr Kantor Burgwin aus Waltershausen die Leitung unseres Chores übernommen. Das seit Tagen anhaltende Regenwetter machte Sorgen. Bis zum Mittag war es zweifelhaft, ob die Veranstaltung im Park stattfinden kann. Doch die Wolken zogen höher und pünktlich trafen die Gastchöre aus Mechterstädt, Schwarzhausen, Tabarz und Friedrichroda ein. Sie wurden am Ortseingang empfangen und vom hiesigen Blasorchester zum Vereinslokal geleitet.
Im Oktober 1981 wurde der Chor mit dem Titel "Hervorragendes Volkskunstkollektiv" ausgezeichnet. Die damit verbundene Prämie in Höhe von 200,00 Mark wurde von den Sangesfreunden Heinz Güth und Erich Herrmann entgegengenommen.
1993 kam es zu einer längeren Zwangspause bedingt durch unnötige Querelen zwischen einigen Sängern. Der Vorsitzende Heinz Güth hielt daher am 28. September eine aufrüttelnde Rede, in der es heißt: "... Für die älteren Sänger wiegt meiner Ansicht nach am schwersten, dass wir nicht mehr singen und dass unser Chor durch so einen Blödsinn, entschuldigt dieses Wort, zu Grunde gehen soll... Ich rufe euch deshalb auf, liebe Sangesbrüder, vergesst, was gewesen ist, versucht euch zu versöhnen und singt wieder!"
Und das taten sie dann...
Angekommen im 21. Jahrhundert, wird der 6. Mai 2000 als ein sehr bedeutender Tage für den Männerchor Laucha in dessen Geschichte eingehen. An diesem Tag erhält der Chor, vertreten durch die Sangesfreunde Heinz Güth und Horst Rudloff, im Festsaal der Thüringer Staatskanzlei in Erfurt die "Carl-Zelter-Plakette". Die Zelter-Plakette ist als Auszeichnung für Chorvereinigungen bestimmt, die sich im langjährigen Wirken besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes und damit um die Förderung des kulturellen Lebens erworben haben und auf eine mindestens 100-jährige Geschichte zurückblicken können.
Jetzt schreiben wir 2021 und unser Chor ist zu einem kleinen, sehr feinen Vokalensemble mit sieben Sängern geworden. Wir pflegen das traditionelle Liedgut vom Volkslied bis Schubert genauso, wie modernere Literatur der Comedian Harmonists, Beatles, Cohen oder - Rammstein.